Trainingsraum-Methode

Stärkung der Eigenverantwortung für Schüler*innen

Verantwortliche / Anbieter

Dr. Heidrun Bründel, Diplom-Psychologin, Notfallpsychologin, EuroPsy
Ursulastr. 40
33335 Gütersloh
Tel.: 05241 702952
E-Mail: bruendel@t-online.de
www.trainingsraum-methode.de

Zielsetzung

Das Ausmaß an Störungen des Unterrichts wird reduziert.  Lehrkräfte reagieren respektvoll auf Störungen. Schüler*innen reflektieren im Trainingsraum ihr Störverhalten und finden im Gespräch mit einer Lehrkraft Alternativen für ihr Störverhalten. Schüler*innen erfahren, dass sie über ihr Verhalten eigenständig entscheiden können und daher dafür auch verantwortlich sind. Schüler*innen lernen, sich für einen störungsfreien Unterricht verantwortlich zu fühlen. Lehrkräfte, Schüler*innen steigen aus dem Teufelskreis von Ärger, Ohnmachtsgefühlen und Frustration aus und eigenen sich Verhaltensweisen an, die ein stressfreies Unterrichten ermöglichen.

Zielgruppe

Schüler*innen aller Schulformen und aller Klassenstufen, Eltern, Lehrkräfte.

Inhalte und Methodik

Inhalte sind die Stärkung der Eigenverantwortung, Pflichten und Rechte von Schüler*innen sowie von Lehrkräften.
Der Trainingsraum ist ein Raum mit ca. 10 bis 12 Einzeltischen. Dort führen Trainingsraumlehrkräfte oder auch Sozialpädagogen / -innen mit denjenigen Schüler*in, die nach einer zweiten Störung das Klassenzimmer verlassen und in den Trainingsraum gehen sollen, Gespräche über ihr Störverhalten.
Anschließend wird gemeinsam ein Plan für mögliche Lösungen erarbeitet.
Klare Regeln und klare Konsequenzen für Verstöße gegen diese Regeln sind die Grundlage der „Trainingsraum-Methode“. Bei Störungen des Unterrichts werden die Schüler*innen von ihren Lehrkräften aufgefordert, drei Fragen zu beantworten.

  1. Was tust du gerade?
  2. Gegen welche Regel verstößt du?
  3. Wofür entscheidest du dich?
  4. Wenn du wieder störst, gehst du in den Trainingsraum.

Die Schüler*innen sollen sich ihres Störverhaltens bewusst werden, die Regeln benennen, gegen die sie verstoßen haben und dann eine Entscheidung treffen. Sie können sich dafür entscheiden, im Klassenraum zu verbleiben oder aber in den Trainingsraum zu gehen. Sie wissen, dass sie diese Entscheidungsfreiheit bei einer zweiten Störung nicht mehr haben. Ihnen werden auch diese Fragen nicht mehr gestellt, sondern sie müssen sofort in den Trainingsraum gehen.
Bei Verweigerung zu gehen, werden den Schüler*innen die Konsequenzen aufgezeigt, die darin bestehen, mit ihn Eltern am nächsten Tag zu einem Gespräch in die Schule zu kommen. Sollten sie immer noch nicht bereit sein zu gehen, werden sie nach Hause geschickt oder anderweitig beschäftigt und die Eltern am nächsten Tag zu einem Gespräch gebeten.
Elterngespräche sind ein wichtiger Bestandteil der Methode, sie unterstreichen das Ziel, die Erziehungspartnerschaft zwischen Elternhaus und Schule zu festigen. Wenn Schüler*innen wiederholt den Trainingsraum aufsuchen, werden die Eltern zu einem Gespräch eingeladen. Ziel des Elterngespräches sind keine Sanktionsmaßnahmen, sondern die gemeinsame Suche nach Hilfsmaßnahmen, die diese Schüler*in  benötigen. An Elterngesprächen nehmen die Trainingsraumlehrkraft und die entsprechende Klassenlehrkraft und bei Bedarf auch die/der betreffende Schüler*in teil.

Rahmenbedingungen

Raumbedarf: Einen Trainingsraum mit 10 bis 12 Einzeltischen und möglichst eine mobile Wand zur Abtrennung einer Gesprächsecke.
Personalbedarf: ausgebildete Trainingsraumlehrkräfte bzw. Sozialpädagog*innen.
Für die Implementierung des Programms sind folgende Schritte notwendig:
Interesse/Vorinformation, kollegiumsinterne Fortbildung, Entscheidung des Kollegiums, Entscheidung der Schulkonferenz, Auswahl der Trainingsraumlehrkräfte, Schaffung organisatorischer Voraussetzungen, Schulung der Trainingsraumlehrkräfte, Eltern- und Schüler*innen-Information, Beginn mit den untersten Jahrgängen, Supervision intern oder extern der Trainingsraumlehrkräfte, allmähliche Fortführung mit der gesamten Schülerschaft, Evaluation.

Schulungsangebot für Multiplikator*innen in Schulen

Kollegiumsinterne Fortbildung:
Inhalt ist die Darstellung des Programms, (Information, Grundgedanke, Prozedere, Frageprozess). Voraussetzung für eine Implementierung des Programms ist ein deutlicher Wunsch des Kollegiums, andere pädagogische Maßnahmen und Reaktionen auf Unterrichtsstörungen zur Verfügung zu haben, und die Bereitschaft, sich auf einer kollegiumsinternen Konferenz über neue Ideen und Vorgehensweisen informieren zu lassen. Sinn dieser Konferenz ist es, das Kollegium für die Trainingsraum-Methode zu sensibilisieren. Die Entscheidung des Kollegiums über die Einführung des Programms kann dann in einer nachfolgenden Konferenz erfolgen.
Schulung der Trainingsraumlehrkräfte:
Um eine gute und erfolgreiche Gesprächsführung zu gewährleisten,müssen die Trainingsraumlehrkräfte von Schulpsycholog*innen und/oder internen oder externen Beratungslehrkräften in der kooperativen Gesprächsführung geschult werden.
Umfang, Kosten: nach Bedarf und auf Anfrage bei
Dr. Heidrun Bründel
E-Mail: bruendel@t-online.de

Evaluation

Im Kreis Gütersloh fand eine Evaluation statt.
Verfügbar über Bründel, H./Simon, E. (2013): Die Trainingsraum-Methode. 3. erweiterte und aktualisierte Auflage. Beltz Verlag, Weinheim.
Fazit: 
Die Trainingsraum-Methode ist erfolgreich. Die Mehrheit der Lehrkräfte ist zufrieden, Unterrichtsstörungen werden geringer.Die Mehrheit der Schüler*innen denkt im Trainingsraum über ihr Verhalten nach und hält sich an ihre Pläne.
Erfolgskriterien:
Um erfolgreich zu sein, muss das Programm allerdings von allen Lehrkräften so angewendet werden, wie es im Programm vorgesehen ist.
Stolpersteine:
Hinderlich ist die Einstellung, sich mit Hilfe des Programms der störenden Schüler „entledigen“ zu können. Es sollte unbedingt vermieden werden, es als „Rausschick-Programm“ zu benutzen.

Erfahrungsberichte, Verbreitung

Das ursprünglich aus den USA stammende Trainingsraum-Programm ist schulformübergreifend für deutsche Schulen verändert, adaptiert, variiert, ergänzt und komplettiert worden und in Nordrhein-Westfalen und anderen Bundesländern an weit über 500 Schulen verbreitet.(Siehe Bründel/Simon 2017)

Kosten, Unterstützungs- und Finanzierungshinweise

Die Fortbildungen in dem Programm Trainingsraum sind kostenpflichtig. Die Kosten für die Vor- und Darstellung des Programms, Hilfen und Unterstützung bei seiner Einführung sowie bei der Schulung und Ausbildung der Trainingsraumlehrer*innen und bei der Durchführung kollegiumsinterner Konferenzen und Fortbildungen sind jeweils auf Anfrage und nach Bedarf zu erfragen:
Dr. Heidrun Bründel
E-Mail: bruendel@t-online.de
Tel.: 05241 702952

Bezüge zum Orientierungsrahmen Schulqualität in Niedersachsen

Die „Trainingsraum-Methode“ unterstützt grundsätzlich Ergebnisse und Wirkungen (QB 1) der Unterrichts- und Erziehungsarbeit und ist damit förderlich für die Erfüllung des Bildungsauftrages nach dem Niedersächsischen Schulgesetz. Es kann dazu beitragen, Schulqualität zu verbessern, insbesondere in den Qualitätsbereichen 2 bis 6.

QB 2: Lehren und Lernen
QM 2.2: Unterrichtsführung (Störungsprävention, Lernklima)
QB 3: Leitung und Organisation
QM 3.2: Mitverantwortung ( Pädagogische Verantwortung)
QM 3.3: Schulorganisation (Klassenbildung und Lehrereinsatz)
QB 4: Ziele und Strategien der Schulentwicklung
QM 4.1: Schulprogramm (Leitbild)
QM 4.3: Berufliche Kompetenzen (Fort- und Weiterbildung, Gesundheitsfördernde Arbeitsbedingungen)
QB 6: Kooperation und Beteiligung
QM 6.1: Kooperation im Kollegium (Absprachen und Vereinbarungen)

Erläuterungen:

  • Das Angebot zielt auf Konfliktfähigkeit als soziale Kompetenz ab. Der aktive Umgang mit Unterrichtsstörungen schaffen ein positives Lernklima und beugen Störungen vor (Erhöhung der Konzentrationsfähigkeit).
  • Die Lehrkräfte und das pädagogische Personal nehmen im Rahmen der „Trainingsraum-Methode“ ihre pädagogische Verantwortung zur aktiven Verbesserung des Bildungsprozesses wahr.
  • Die Schulleitung betreibt aktiv zielbezogene Qualitätsentwicklung mit der Organisation von Lehrereinsätzen.
  • Bei Berücksichtigung im Leitbild kann es eine zu dokumentierende Maßnahme des Schulprogramms darstellen.
  • Lehrerfortbildungen werden angeboten.
  • Die Förderung „prosozialem Schülerverhaltens“ stellt eine Maßnahme im Sinne gesundheitsfördernder Arbeitsbedingungen dar.
  • Absprachen im Umgang mit Unterrichtstörungen fördern die Kooperation im Kollegium.

Literatur / Quellen / Praxismaterialien

  • Bründel, H. (2019): Gespräche im Trainingsraum erfolgreich führen. Ein Wegweiser für die Praxis. Beltz Verlag. Weinheim.
  • Bründel, H./Simon, E. (2013): Die Trainingsraum-Methode: Klare Regeln – Klare Konsequenzen. 3., erweiterte und aktualisierte Auflage. Beltz Verlag. Weinheim und Basel;
  • Bründel, H./Simon, E. (2007): Erfahrung mit der Trainingsraum-Methode. Was klappt gut und was könnte verbessert werden? In: Schulverwaltung. 18. Jg. Heft 4, S. 110 – 113.
  • Bründel, H./Simon, E. (2005 b): Zufriedenheit in der Schule durch Trainingsraum- Methode. In: Reportpsychologie. 30. Jg.. Dt. Psychologen Verlag. Bonn. S. 416 – 425.
  • Bründel, H./Simon, E. (2004): Ein Programm – zwei Ziele. Stärkung der sozialen Kompetenz und Reduzierung von Unterrichtsstörungen. In: Schulmagazin 5-10. Impulse für kreativen Unterricht. Oldenburg Schulbuchverlag. München. S. 9 – 12.
  • Bründel, H./Simon, E. (2004): Auf dem Weg zur Eigenverantwortung und zum stressfreieren Unterrichten. In: Schulverwaltung. Zeitschrift f. SchulLeitung, SchulAufsicht und SchulKultur. Ausgabe Bayern. 27. Jg., Heft 2, S. 73 – 74.