Schulische Gesundheitsförderung

„Ziel der schulischen Gesundheitsförderung ist es, alle Mitglieder der Schulgemeinschaft dazu zu befähigen, mehr Verantwortung für die eigene Gesundheit und die ihrer Mitmenschen zu übernehmen. Dafür kommen sowohl verhaltens- als auch verhältnisbezogene Strategien zum Einsatz. So unterscheiden die Wissenschaftler Peter Paulus und Kevin Dadaczynski drei grundlegende Formen von Interventionsansätzen:

  1. die verhaltensbasierte Gesundheitsförderung und Prävention,
  2. die gesundheitsfördernde Schule und
  3. die gute gesunde Schule.

Konkrete Maßnahmen reichen dabei von Informationsbroschüren und Aktionstagen über zeitlich begrenzte Unterrichtsprogramme und Veranstaltungen bis hin zu groß angelegten Landesprogrammen und nationalen Aktionsplänen“ (Paulus & Dadczynski, 2020).

Verhaltensbasierte Gesundheitsförderung und Prävention:

„Verhaltensbasierte Gesundheitsförderung und Prävention in der Schule umschreibt einen Interventionsansatz, der eher auf die individuellen Determinanten der Gesundheit einzelner Personengruppen (z. B. Schüler*innen oder Lehrkräfte) fokussiert. Im Vordergrund stehen das Verhalten sowie seine Bedingungen (z. B. Wissen, Einstellungen, Intentionen) und deren gesundheitsförderliche Modifikation. Im Unterschied zum eher traditionellen Ansatz der Gesundheitserziehung, der vor allem auf Gesundheitsdefizite und -risiken ausgerichtet ist, orientieren sich moderne verhaltensbezogene Interventionen an einem ganzheitlichen Verständnis von Gesundheit und sind verstärkt an der Förderung von Ressourcen und Schutzfaktoren ausgerichtet“ (ebd.).

Gesundheitsfördernde Schule:

„Anders als der verhaltensbasierte Ansatz rückt die Gesundheitsfördernde Schule den Settinggedanken verstärkt in den Blickpunkt des Interesses. Eine Schule, die nach diesem Interventionsansatz arbeitet, hat es sich zur Aufgabe gemacht, in einem Schulentwicklungsprozess ein Setting zu schaffen, das die auf den Lern- und Arbeitsort Schule bezogene Gesundheit der Schülerinnen und Schüler sowie auch der Lehrkräfte und des nicht-unterrichtenden Personals fördert bzw. erhält. Neben zentralen Grundprinzipien der Gesundheitsförderung (u. a. ganzheitlicher Gesundheitsbegriff, Selbstbestimmung, Partizipation und Empowerment, Salutogenese) orientiert sich die Gesundheitsfördernde Schule deshalb an den nachfolgenden Handlungsfeldern:

  • Lehren und Lernen: Gesundheit als Thema von Lehren und Lernen und als Gegenstand von Methodik und Didaktik,
  • Schulleben und schulische Umwelt: Gesundheit als Prinzip der Schulkultur sowie als Prinzip baulicher Maßnahmen und der Schulgestaltung,
  • Kooperation und Dienste: Einbezug außerschulischer Partner und psychosozialer bzw. medizinischer Dienste zur Stärkung schulischer Gesundheitsförderung und
  • Schulisches Gesundheitsmanagement: Entwicklung sowie Anwendung von Prinzipien und Strategien des (schul-)betrieblichen Gesundheitsmanagements“ (ebd.).

„Trotz seiner Beliebtheit ist die Schwäche des Ansatzes der Gesundheitsfördernden Schulen vor allem in seiner begrenzten Verbreitung zu sehen. Wie auch bei den verhaltensbezogenen Angeboten wird die Gesundheitsfördernde Schule aus einer gesundheitswissenschaftlichen Perspektive legitimiert und mit Methoden des (schul-)betrieblichen Gesundheitsmanagements umgesetzt. Schulen sind jedoch zuvorderst durch einen Bildungsauftrag legitimiert, in dem Gesundheit oftmals eine untergeordnete Rolle spielt. Vor diesem Hintergrund konnte dieser Ansatz keine Breitenwirksamkeit entfalten, sondern wurde vielfach nur Mittel der Schulprofilierung von einzelnen, besonders an gesundheitlichen Themen interessierten Schulen“ (ebd.).

Gute gesunde Schule:

„Zur Überwindung dieser Systembarriere hat sich in den vergangenen 15 Jahren mit der Guten gesunden Schule ein neuer Ansatz etabliert, der die Erziehungs- und Bildungsqualität als Ausgangspunkt nimmt. Eine gute gesunde Schule ist eine Schule, die durch Gesundheitsinterventionen ihre Erziehungs- und Bildungsqualität insgesamt zu verbessern versucht und zugleich auch spezifische Gesundheitsbildungsziele verfolgt, die als Teil des Bildungsauftrages der Schule gesetzlich geregelt sind“ (Paulus, 2010).

„Im Unterschied zu den anderen beiden Ansätzen findet an dieser Stelle eine Verschränkung von Gesundheit und Bildung statt, wobei Gesundheit nicht das primäre Ziel darstellt, sondern vielmehr eine Ressource im Sinne eines Inputs für erfolgreiche Bildungs- und Erziehungsprozesse.

Handlungsfelder der schulischen Gesundheitsförderung werden durch die Qualitätsdimensionen aufgespannt, wie sie die Bundesländer für ihre Schulen vorsehen. Zusammengefasst handelt es sich dabei um die folgenden Handlungsfelder, denen jeweils Beispielindikatoren der Guten gesunden Schule zugeordnet sind:

  1. Rahmenbedingungen
  2. Schulkultur
  3. Schulführung und Management
  4. Kooperation und Außenbeziehungen
  5. Professionalität der Lehrkräfte
  6. Lehren und Lernen
  7. Ergebnisse und Erfolge
  8. Qualitätsmanagement“ (Paulus & Dadczynski, 2020).