Das Präventionsgesetz (PrävG) wurde 2015 verabschiedet und verfolgt das Ziel, Gesundheitsförderung und Prävention zu stärken. Hauptadressat dieser Reform sind die Krankenkassen. Das Präventionsgesetz umfasst eine Vielzahl von Einzelmaßnahmen. Im Mittelpunkt stehen zwei Aspekte: Erstens schafft es neue Institutionen und Strukturen (Bundes- und Landesrahmenvereinbarungen, Nationale Präventionskonferenz, Nationales Präventionsforum), welche die Kooperation zwischen Sozialversicherungsträgern und anderen Akteurinnen und Akteuren in der Gesundheitsförderungs- und Präventionspolitik verbessern sollen. Zweitens sieht es einen deutlichen Anstieg der von den Krankenkassen für dieses Handlungsfeld aufzuwendenden Mittel vor (vgl. Gerlinger, 2021). So soll Prävention und Gesundheitsförderung dort greifen, wo Menschen leben, lernen und arbeiten – zum Beispiel in der Kita, der Schule, am Arbeitsplatz und im Pflegeheim. Mit dem Gesetz wurden außerdem die Früherkennungsuntersuchungen in allen Altersstufen weiterentwickelt und wichtige Maßnahmen zum Impfschutz geregelt (vgl. BMG, 2019b).
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Prävention
Prävention, teils auch als Krankheitsprävention bezeichnet, umfasst alle Aktivitäten mit dem Ziel, Erkrankungen zu vermeiden, zu verzögern oder weniger wahrscheinlich zu machen (pathogenetische Perspektive) (RKI, 2015, S. 241). Das Konzept der (Krankheits-)Prävention taucht häufig im Zusammenhang mit Gesundheitsförderung auf. Beide Konzepte sind voneinander abgrenzbar, ergänzen sich jedoch (vgl. Klemperer, 2020).
Maßnahmen der Prävention orientieren sich an den Entstehungsmechanismen von Krankheiten, wie z. B. Impfungen zur Verhinderung von Infektionskrankheiten, Zähneputzen zum Schutz von Karies, medikamentöse Cholesterinsenkung zur Minderung des Risikos eines Herzinfarkts oder Schlaganfalls (vgl. Klemperer, 2020).
Prävention kann in drei Kategorien unterteilt werden:
- Primärprävention: Richtet sich an gesunde Menschen; Krankheit soll verhindert werden; z. B. Verhinderung von Krankheiten durch Impfungen.
- Sekundärprävention: Auch Krankheitsfrüherkennung, richtet sich an bereits erkrankte Menschen, die jedoch symptomfrei sind, frühzeitige Behandlung kann im Besten Fall zur Heilung führen; z. B. Gesundheitschecks oder Screenings
- Tertiärprävention: Richtet sich an erkrankte Menschen mit Symptomen/Krankheitslast; zielt auf Minderung der biologischen, psychischen und sozialen Krankheitsfolgen ab; notwendige Heil- und Folgebehandlungen werden so früh wie möglich eingeleitet; teilweise Überschneidung mit Rehabilitation (vgl. BMG, 2019a, Franzkowiak, 2022; Klemperer, 2020).
Prävalenz
Die ‚Prävalenz‘ beschreibt vorhandene Krankheitsfälle in einer definierten Population zu einem bestimmten Zeitpunkt (Punktprävalenz) oder in einem bestimmten Zeitraum (Perioden- oder Lebenszeitprävalenz) (vgl. Klemperer, 2020; Kreienbrock et al., 2012).
Policy
Der Begriff Policy steht für die inhaltliche Dimension der Politik. Der Begriff umschreibt die von den Entscheidungsträgern eines Politikbereichs (z. B. Gesundheit, Bildung) beschlossenen Ziele, Strategien und Maßnahmen. Policy zielt auf ein umfassendes, koordiniertes und verbindliches Vorgehen hinsichtlich einer Problemlösung ab (vgl. quint-essenz, 2022; Weber et al., 2016). Eine Gesundheitsförderungs-Policy bildet eine zusammenhängende und zielgerichtete Grundlage für gesundheitsfördernde Handlungen und Entscheidungen. Es werden positive und dauerhafte Veränderungen des Lebensumfelds der Bevölkerung angestrebt. Gesellschaftliche Strukturen sollen einen gesunden und aktiven Lebensstil ermöglichen (vgl. Gesundheitsförderung Schweiz, 2023).
Planetare Gesundheit/ Planetary Health
Die Planetare Gesundheit, im Englischen ‚Planetary Health’ befasst sich mit den Zusammenhängen zwischen der menschlichen Gesundheit und den politischen, ökonomischen und sozialen Systemen, sowie den natürlichen Systemen unseres Planeten, von denen die Existenz der menschlichen Zivilisation abhängt (vgl. Whitmee et al., 2015).
Peer Education
„Peer Education im Gesundheitsbereich meint das Lehren oder Teilen von Informationen, Werten und Verhaltensweisen zur Gesundheit durch Mitglieder gleicher Alters- oder Statusgruppen. Gesundheitsförderung durch Peer Education wird aktuell in zahlreichen Präventionsgebieten und Settings umgesetzt. Die am häufigsten gewählten Settings für sogenannte Peerprojekte sind die Schule, Betriebe bzw. der Arbeitsplatz, Jugendzentren oder das Setting Freizeit ganz allgemein. Die Auswahl eines geeigneten Settings für eine Intervention erfolgt in der Regel in Abhängigkeit von der spezifischen Zielgruppe, der die präventive Maßnahme gilt. Besonders gut eignen sich Peer-Education-Projekte zur Gesundheitsförderung z.B. an Schulen. […] Peers („Gleiche“, „Gleichaltrige“) werden in Programmen der Prävention und der Gesundheitsförderung für junge Menschen auf vielfältige Weise als Träger von personalkommunikativen Botschaften einbezogen. Peers sind Laienmultiplikator*innen, die der Zielgruppe der präventiven Intervention angehören. […] Peer-Education-Programme werden unabhängig vom Alter der Beteiligten auch im Erwachsenenalter eingesetzt (hier sei speziell auf die Aidsprävention der 1990er-Jahre im Bereich von Männern, die Sex mit Männern (MSM) haben, hingewiesen). Die meisten Erfahrungen und Einsatzbereiche beziehen sich allerdings auf Jugendliche. Peer-Education-Programme können z. B. die Durchführung von Informationsveranstaltungen einer oder mehrerer Multiplikator*innen für andere Jugendliche beinhalten. Dabei wird nicht nur Wissen vermittelt. Auch Einstellungen, Werte und soziale Normen werden reflektiert“ (Backes & Lieb, 2015).
Peer Assessment
Der Begriff beschreibt die systematische Ermittlung/ Bewertung einer Leistung von Personen, Gruppen, Organisationen durch Angehörige der gleichen Profession, Disziplin oder des gleichen Arbeitszusammenhanges wie die Produzenten der Leistung (vgl. Witteriede, 2010).
Pathogenese
Der Begriff beschreibt die Entstehung und Entwicklung von Krankheiten. Im Gegensatz zur Salutogenese geht das Modell der Pathogenese davon aus, dass Menschen entweder krank oder gesund sind (Dichotomie). Gesundheit gilt als Normalfall und Krankheit als Abweichung dieser Norm. Die Pathogenese findet durch seine Defizitsorientierung besonders in der klinischen Medizin Anwendung (vgl. Faltermaier, 2020; Klemperer, 2020).
Partnerschaft für Gesundheitsförderung
Partnerschaften für Gesundheitsförderung sind „freiwillige Abkommen zwischen zwei oder mehr Partnern [die] einen Teil intersektoraler Zusammenarbeit ausmachen, oder auf Bündnissen für Gesundheitsförderung beruhen [können. Sie] können zeitlich begrenzt sein, indem sie ein klar abgestecktes Ziel wie z. B. die erfolgreiche Entwicklung und Einführung einer Gesetzgebung verfolgen; oder aber von längerer Dauer sein und ein breites Spektrum an Themen und Initiativen abdecken“ (WHO, 1998a, S. 21 f.), die gemeinsam oder auch arbeitsteilig im Rahmen definierter Arbeitspakete bearbeitet werden können (vgl. Witteriede, 2010).
Partizipation
Partizipation bedeutet die Einbeziehung von Individuen und Organisationen in Entscheidungs- und Willensbildungsprozesse. Im Kontext der Gesundheitsförderung und Prävention meint Partizipation insbesondere den Einbezug von Anspruchs- und Zielgruppen in die Planung, Umsetzung und Evaluation von Interventionen, wobei unterschiedliche Partizipationsstufen mit steigender Mitbestimmung bis hin zu Selbstorganisation unterschieden werden können. (vgl. Habermann-Horstmeier, 2017; Ischer & Saas 2019; quint-essenz, 2022; Wright, 2010).