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Verhaltens-/ Verhältnisprävention

In der Prävention unterscheiden sich zwei grundsätzlich Ansätze: Maßnahmen der Verhaltensprävention und Maßnahmen der Verhältnisprävention.

Die Verhaltensprävention bzw. Individualprävention bezieht sich unmittelbar auf den einzelnen Menschen und dessen individuelles Gesundheitsverhalten. Hierunter fallen beispielsweise Maßnahmen, welche die eigene Gesundheitskompetenz stärken. Das Ziel dabei ist gesundheitsbezogene Verhalten zu beeinflussen. Dies geschieht durch Reduktion bzw. Vermeidung von Risikofaktoren (bspw. Fehl- oder Mangelernährung, Bewegungsmangel, Rauchen und übermäßigen Alkoholkonsum), durch Unterstützung eines gesundheitsförderlichen Verhaltens (z. B. gesunde Ernährung, Bewegung) und über Wissen und Einstellungen die Voraussetzungen dafür zu schaffen. Beispiele sind z. B. Bewegungsangebote oder Aufklärung über Ernährung (vgl. BGM, 2023; GKV-Bündnis für Gesundheit, 2023; Klemperer, 2020).

Die Verhältnisprävention verfolgt das Ziel, über die Gestaltung der sozialen, ökologischen, ökonomischen und kulturellen Lebens-, Arbeits- und Umweltbedingungen einen positiven Einfluss auf die Gesundheit zu nehmen. Mit der Verhältnisprävention wird anerkannt, dass die Gesundheit der Menschen und ihr gesundheitsbezogenes Verhalten von Faktoren bestimmt werden, die sie selbst nicht beeinflussen können. Maßnahmen der Verhältnisprävention setzen deshalb an den Rahmenbedingungen an. Beispiele sind gesetzliche Regelungen wie das Rauchverbot oder das Präventionsgesetz, städtebauliche Maßnahmen zur Bewegungsförderung oder auch Maßnahmen der Organisationsentwicklung beispielsweise in Kitas, Schulen oder Betrieben (vgl. GKV-Bündnis für Gesundheit, 2023; Klemperer, 2020).

Vermitteln und Vernetzen

„Vermitteln und vernetzen“ ist eines der drei Handlungsprinzipien der Ottawa-Charta. Es fordert ein Zusammenwirken (Vernetzung) aller einflussnehmenden Bereiche der Gesundheitsförderung – auf horizontaler und vertikaler Ebene. Um Konflikte zwischen den einzelnen Vertretern zu vermeiden, kommen dabei verschiedene Kommunikations- und Dialogverfahren (z. B. Vermitteln/Mediation) zum Einsatz. Intermediäre Instanzen sollen außerdem dafür sorgen, dass Individuen an der Gesundheitsförderung beteiligt werden. Dazu zählen Kooperationsstrukturen (wie Arbeitsgemeinschaften oder Konferenzen) und Infrastruktureinheiten bzw. Brückeneinrichtungen (wie Gesundheitszentren oder Beratungsstellen) (vgl. Trojan & Süß, 2020b).

Kommunikations- und Dialogverfahren dienen der Konfliktklärung, der Mediation und dem Kooperationsmanagement. Anforderungen bzw. Qualitätskriterien dabei sind (ebd.):

  • Gleichberechtigte, offene Kommunikation auf der Basis verabredeter demokratischer Regeln,
  • wechselseitiges, für alle Beteiligten befriedigendes Geben und Nehmen,
  • kein Verlust eigenen Profils der Beteiligten,
  • kollektive Entscheidungen, die Minderheiten einbeziehen,
  • Zusammenarbeit zwischen Gleichen; keine Macht-Hierarchie,
  • Arbeitsteilung entsprechend spezifischer Kompetenzen für gemeinsame Ziele,
  • „lose Koppelung“ und „schwache Bindungen“, um überhöhte wechselseitige Erwartungen zu vermeiden.

Vermittlung und Vernetzung bedeutet, horizontale und vertikale Kooperationsstrukturen aufzubauen und weiterzuentwickeln (ebd.):

  • Horizontal sind die verschiedenen Lebensbereiche der Menschen und die entsprechenden Politiksektoren miteinander zu verknüpfen und für gesundheitsfördernde Aktivitäten zu gewinnen. Das kann beispielsweise ein „Aktionsbündnis gegen Armut“, eine „Stadtteilkonferenz“, ein „Runder Tisch für Gesundheit“ oder eine Veranstaltung wie „Gesundheitstage“ sein.

Vertikale Kooperation bedeutet, dass die unterschiedlichen politischen Ebenen, von der internationalen bis hinunter zur lokalen und Nachbarschaftsebene und umgekehrt, miteinander verbunden werden müssen. Ziel dabei ist, dass die Interessenvertreter der verschiedenen Ebenen in einen gemeinsamen Arbeitszusammenhang gebracht werden, in dem Konflikte ausgetragen und Konsensprozesse auf den Weg gebracht werden können.

Vision

Eine Vision umfasst Vorstellungen über erwünschte Zustände und beschreibt den idealen Sollzustand in einer längerfristigen Perspektive, also über die Dauer eines Projekts oder Programms hinaus. Eine gute Vision ist einfach und klar, sie motiviert die Beteiligten, trotz potenziell unterschiedlicher Interessen gemeinsam auf dasselbe Fernziel hin zu arbeiten und einen Beitrag dazu zu leisten (vgl. quint-essenz, 2022).