Die 1948 gegründete Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen mit Sitz in Genf und zählt derzeit 194 Mitgliedstaaten in insgesamt sechs Verwaltungsregionen. Die WHO proklamiert das Recht auf Gesundheit als Grundrecht eines jeden Menschen und legt das Ziel der Verwirklichung des bestmöglichen Gesundheitszustands der Weltbevölkerung fest. Hauptaufgaben umfassen die Bekämpfungen von Erkrankungen, insbesondere von Infektionskrankheiten, sowie die Förderung des allgemeinen Gesundheitszustandes der Menschheit weltweit (WHO, 2022).
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Whole Institution Approach/ Whole School Approach
Der Whole Institution Approach (WIA) beschreibt einen integrativen Ansatz, um Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in allen Bereichen eines Lernorts zu verankern. Ein Lernort kann sein Potenzial voll ausschöpfen, wenn er Nachhaltigkeit in seiner gesamten Struktur berücksichtigt. Das bedeutet, dass BNE nicht nur als Thema in einzelnen Fächern oder Aktivitäten wie dem Sportunterricht behandelt wird, sondern auch die Lehrmethoden und -prozesse darauf ausgerichtet werden.
Wenn eine Schule oder ein Verein den WIA verfolgt, wird der gesamte Betrieb der Institution unter nachhaltigen Gesichtspunkten organisiert. Dazu gehört beispielsweise der bewusste Umgang mit Ressourcen und Energie durch Lernende, Lehrkräfte und Verwaltungspersonal, die Pflege eines Schulgartens oder die Nutzung von regionalen und fair produzierten Bioprodukten für die Verpflegung. Auch die kontinuierliche Weiterbildung von Lehrenden und Verwaltungskräften sowie die aktive Einbeziehung aller Mitglieder der Gemeinschaft in Entscheidungsprozesse sind wesentliche Elemente des WIA. Häufig arbeiten solche Lernorte auch mit externen Partnern zusammen, um ihren ganzheitlichen BNE-Ansatz weiter zu stärken.
Eine effektive Bildung für nachhaltige Entwicklung basiert auf einem ganzheitlichen und systemischen Ansatz, der Bildungseinrichtungen in alle Aspekte des Lebens integriert und sie zu Orten macht, an denen Nachhaltigkeit aktiv gelebt wird. Sie betrachtet die Schule nicht als festgelegte Institution, sondern als einen dynamischen Organismus, der in ständiger Wechselwirkung mit der Gesellschaft steht. So wird in der „Roadmap: BNE 2030“ die ganzheitliche Transformation von Lern- und Lehrumgebungen, entsprechend des WIA, als eines von fünf Handlungsfeldern priorisiert:
„Bei Bildung für nachhaltige Entwicklung geht es nicht nur darum, eine nachhaltige Entwicklung in die Lehre zu integrieren und z. B. Schulfächern oder Studiengängen neue
Inhalte hinzuzufügen. Schulen und Hochschulen sowie auch andere Bildungseinrichtungen sollen sich als Orte des Lernens und der Erfahrung für eine nachhaltige Entwicklung verstehen und daher alle ihre Prozesse an Prinzipien der Nachhaltigkeit ausrichten. Damit BNE wirksamer ist, muss die Bildungseinrichtung als Ganzes verändert werden. Ein solches ganzheitliches Konzept (WIA) zielt darauf ab, Nachhaltigkeit in alle Aspekte der Bildungseinrichtung (Curriculum, Betrieb, Organisationskultur, etc.) zu integrieren. Auf diese Weise fungiert die Institution selbst als Vorbild für die Lernenden.“ (UNESCO – United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization (2017): Education for Sustainable Development Goals. Learning Objectives.)
Die umfassende Integration von BNE in der Schule wird als Whole School Approach (WSA) bezeichnet. Dieser Ansatz umfasst nicht nur den Unterricht, sondern auch die Weiterbildung des Schulpersonals, die Gestaltung des Schulgeländes und die Förderung einer Schulkultur, in der Nachhaltigkeit als selbstverständlicher Bestandteil des Alltags etabliert ist.
Folgende Schul-Projekte sind an dieser Stelle als Good-Practice-Beispiel zu erwähnen:
- „Das Modellprojekt Zukunftsschule ist ein innovativer Entwicklungsraum für Schulen in Niedersachsen. Seit dem Start im Jahr 2021 gestalten über 60 engagierte Schulen neue Wege des Lernens – mit dem Ziel, Bildung zukunftsfähig, demokratisch und nachhaltig weiterzuentwickeln.“ (https://modellprojekt-zukunftsschule-niedersachsen.de/)
- „Schule im Aufbruch steht für eine ganzheitliche und transformative Bildung im Sinne der Bildung für Nachhaltige Entwicklung. Im Zentrum steht dabei die dreifache Verantwortung: Verantwortung für sich selbst, Verantwortung für Mitmenschen und Verantwortung für unseren Planeten.“ Die Initiative umfasst neben einer Transformationsbegleitung eine Netzwerk-Mitgliedschaft, um Schulen zu befähigen und sich zu vernetzen. (https://schule-im-aufbruch.de/)
- Die Handreichungen Nachhaltigkeit 360° des BNE-Portals zeigen Handlungsfelder mit Tipps zur Umsetzung für unterschiedliche Bildungseinrichtungen auf (u.a. frühkindliche Bildung, Schule und Hochschule). (https://www.bne-portal.de/bne/de/news/nachhaltigkeit-360-whole-institution-approach.html)#
- Greenpeace bietet mit seinem Programm „Schools for Earth“ Impulse und Begleitung für Schulentwicklungsprozesse der BNE. (https://www.greenpeace.de/ueber-uns/umweltbildung/schools-earth
- Die Initiative Global Goals Curriculum 2030 bietet zahlreiche Anregungen und Angebote zum Whole-School-Approach: „Für eine neue Lern- und Arbeitskultur in Schule, Organisationen und Zivilgesellschaft. Für eine nachhaltige Welt. Für alle Menschen. In allen Ländern.“ (https://www.ggc2030.org/)
- Das Projekt „SchoolsGoGreen“ des Instituts für Didaktik der Demokratie (IDD) der Universität Hannover zielt darauf ab, eine Strategie für Grundschulen zu entwickeln, verschiedene Aspekte des Umwelt- und Klimaschutzes umzusetzen und zu fördern. (https://schoolsgogreen.eu/de/)
Quellen:
- Bundesministerium für Bildung und Forschung (2025). Whole Institution Approach – der ganzheitliche BNE-Ansatz. Abrufbar unter: https://www.bne-portal.de/bne/de/einstieg/bildungsbereiche/whole-institution-approach/whole-institution-approach.html?nn=162396#content (letzter Zugriff: 30.09.2025).
- Leibniz School of Education (2025). Der Whole-School-Approach: Nachhaltigkeit institutionell verankern und ganzheitlich leben. Abrufbar unter: https://www.lse.uni-hannover.de/de/lse/projekte-lse/teachingchange/ueber-bne/whole-school-approach (letzter Zugriff: 30.09.2025).
Wirkungen (von Interventionen)
Wirkungen werden definiert als durch eine gesundheitsförderliche Intervention hervorgerufene Veränderungen von Wissen, Einstellung, Kompetenzen oder Verhalten bei der Zielgruppe, Veränderungen von Verhältnissen (Strukturen) in Settings oder Veränderungen auf gesellschaftlicher Ebene (vgl. Fässler & Studer, 2018; quint-essenz, 2022).
Wirkungsmodell
Ein Wirkungsmodell stellt eine vereinfachte Beschreibung oder grafische Darstellung von idealerweise theoretisch oder empirisch begründeten Ursache-Wirkungszusammenhängen von Interventionen dar. In Wirkungsmodellen werden in der Regel Inputs (Ressourcen), Umsetzung (Aktivitäten/Maßnahmen), Outputs (erbrachte Leistungen, Produkte, Angebote), Outcomes (Wirkungen/Reaktionen) und Impacts (übergeordnete Gesamtwirkungen) in Beziehung zueinander dargestellt (vgl. quint-essenz, 2022).
Wohlbefinden/ Well-Being
Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat 1946 in ihrer Verfassung festgelegt, dass unter Gesundheit ein „Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen“ zu verstehen sei. Dieses Gesundheitsverständnis ist zum Inbegriff einer, erst Jahrzehnte später expliziten, salutogenetischen Perspektive geworden. Für die WHO wird Wohlbefinden (im englischen „well-being“) zur Fähigkeit, eigene persönliche, soziale und ökonomischen Ziele umzusetzen. Dadurch können kritische Lebensereignisse bewältigt, ein gemeinschaftlich angelegter Lebensweg beschritten und die dafür notwendigen Lebensverhältnisse gepflegt werden. Damit sind sowohl subjektive wie objektive Anteile von Gesundheit angesprochen, und zugleich wird eine ganzheitliche Sicht einer bio-psychosozialen Gesundheit festgelegt. Wohlbefinden ist ein individueller oder kollektiver Zustand oder Prozess, sich selbst, andere und entsprechende Lebensumstände als positiv zu erleben (Röhrle, 2018).