Unplugged *

Suchtprävention im Unterricht für 7. und 8. Klassen

* Dieses Programm entspricht den Qualitätskriterien der „Grüne Liste Prävention“.

Verantwortliche / Anbieter

FINDER e.V.
Maximilian von Heyden
Schützenstraße 6A
10117 Berlin
Tel.:  49 (0)30 754 395 750
E-Mail: info@finder-akademie.de

Zielsetzung

Hauptziele:

  • Prävention des Konsums und Missbrauchs legaler und illegaler Substanzen.
  • Korrektur normativer Überzeugungen,
  • Förderung der Lebenskompetenz,
  • Verringerung von Erstkontakten mit psychotropen Substanzen und Hinauszögern des Übergangs von experimentellem zu regelmäßigem Substanzkonsum.

Teilziele:

  • Sozial- und Lebenskompetenzen stärken,
  • Verringerung von Substanzerstkontakten bzw. das Hinauszögern des Übergangs von experimentellem zu regelmäßigem Substanzkonsum,
  • Korrektur von normativen Überzeugungen,
  • Unterstützung von Erziehungsberechtigten,
  • Wissensvermittlung.

Zielgruppe

Schüler*innen der 7. und 8. Klassen (12-14 Jahre) sowie
Lehrer*innen als Multiplikator*innen des Programms.

Inhalte und Methodik

„Unplugged“ ist ein standardisiertes manualisiertes Unterrichtsprogramm für Schulen zur Primärprävention des Konsums und Missbrauchs legaler und illegaler Substanzen.
Es wurde im Rahmen des Projekts EU-DAP („European Drug Addicition Prevention Trial“) von 2003 bis 2009 entwickelt und wird von speziell geschulten Lehrkräften durchgeführt.

Das Programm basiert auf dem Konzept des umfassenden sozialen Einflusses (Comprehensive Social Influence), ist interaktiv, bezieht die Familie mit ein, liefert Informationen zu verschiedenen Substanzen und kombiniert die Korrektur normativer Überzeugungen über Substanzkonsum mit der Förderung von Sozial- und Lebenskompetenz.
„Life Skills“ wie kritisches Denken, strukturiertes Problemlösen, kreatives Denken, effektive Kommunikation, Beziehungskompetenzen, Selbstwahrnehmung, Empathie und die Bewältigung von Emotionen werden im Rahmen des Programms entwickelt, gefördert und tragen dazu bei, dass Jugendliche legalen wie illegalen Substanzen kritisch begegnen und sich bewusst für gesunde Verhaltensweisen entscheiden.

Das „Unplugged“ Curriculum besteht aus 12 Unterrichtseinheiten, umfasst ein Handbuch für Lehrkräfte, ein Arbeitsbuch für Schüler, Quizkarten, Arbeitsunterlagen für Elternabende und ist so gestaltet, dass es während der Unterrichtszeit durchgeführt werden kann. Die Unterrichtseinheiten konzentrieren sich auf die Komponenten Information und Einstellungen, zwischenmenschliche und intrapersonale Kompetenzen und bieten folgende Inhalte an:

  • Einführung in das Programm,
  • Festsetzen von Regeln für die Lektionen,
  • Reflektion des Wissens über Drogen,
  • Klärung von Gruppeneinflüssen und Gruppenerwartungen,
  • Informationen über verschiedene Einflussfaktoren des Drogenkonsums,
  • Förderung des kritischen Überdenkens von Informationen,
  • Reflexion von eigener Meinung und tatsächlichen Daten,
  • Informationen über Auswirkungen des Rauchens,
  • adäquates Äußern von Gefühlen,
  • Unterschiede verbaler und nonverbaler Kommunikation,
  • Förderung des Selbstbewusstseins und Respekts gegenüber anderen,
  • Erkennen und Akzeptieren von positiven Qualitäten,
  • Akzeptanz positiven Feedbacks,
  • Übung und Reflexion des Kontaktaufbaus mit anderen,
  • Informationen zu positiven und negativen Wirkungen des Drogenkonsums,
  • Selbstkontrolle,
  • Förderung kreativen Denkens,
  • Bewältigungsstrategien,
  • strukturiertes Problemlösen,
  • Entscheidungsfindung und das Setzen von Zielen.

Die Inhalte werden in Form von Präsentationen, Vertragsmanagement, Gruppenarbeit, Hausaufgaben, Rollenspielen, Diskussionen im Plenum, Gruppenarbeit, Kollagen, Spiel, Plenumsdiskussion, Quiz und Feedback mit den Jugendlichen umgesetzt.

Zur erfolgreichen Umsetzung von „Unplugged“ steht zusätzlich ein „Leitfaden zur Durchführung von Curricula auf der Basis des Konzepts vom umfassenden sozialen Einfluss (CSI) in Sekundarschulen“ zur Verfügung, der sich in jeweils eigenen Kapiteln an Lehrkräfte, Schulleiter und Schulpolitiker wendet und begleitende Maßnahmen erörtert, die zum Gelingen eines schulischen Präventionsprogramms beitragen können.

Rahmenbedingungen

  • Zeitaufwand: Zweieinhalb tägige Weiterbildung für Lehrer*innen,12 Unterrichtseinheiten á 60 Minuten bei Umsetzung in der Schule mit den Schüler*innen.
  • Räumlichkeiten: Klassenraum.
  • Personal: Die im Konzept „Unplugged“ weitergebildete Lehrkraft.
  • Materialien: „Unplugged“ – Lehrer*innen- und Schüler*innen- Handbuch.

Schulungsangebot für Multiplikator*innen in Schulen

Zur Durchführung von Unplugged ist eine zweieinhalbtägige Weiterbildung notwendig. Nur weitergebildete Lehrer*innen können „Unplugged“ mit ihren Klassen durchführen.

Evaluation

Faggiano et al., 2010: Internationale randomisierte Kontrollstudie mit follow-up nach 15 Monaten. Das Programm wurde in 7 europäischen Ländern (Italien, Österreich, Belgien, Griechenland, Deutschland, Spanien, Schweden) in die jeweilige Landessprache übersetzt und an nationale und kulturelle Erfordernisse angepasst. Im Anschluss an die randomisierte Auswahl von Schulen in Versuchs- und Kontrollschulen und einem Training der Lehrkräfte wurde das Programm während des Schuljahrs 2004/2005 in den Versuchsschulen durchgeführt. 143 Schulen, 78 Experimentalschulen mit 3547 Schülern und 65 Kontrollschulen mit 3532 Schülern im Alter von 12-14 Jahren nahmen an der Studie teil. Im Rahmen einer Fragebogenuntersuchung im Prä-Post-Follow-up-Design mit drei Messzeitpunkten, wurden die Verhaltens- und Einstellungsveränderungen der im Pilotversuch involvierten Schüler mit den Schülern aus der Kontrollgruppe verglichen.

„Unplugged“ zeigt positive Effekte bezüglich der Verringerung von Erstkontakten mit psychotropen Substanzen, einen deutlichen Rückgang des Tabak-, Alkohol- und Cannabiskonsumrisikos und anhaltende positive Effekte bei Phasen des Alkoholrauschs und des regelmäßigen Cannabiskonsums „in den vergangenen 30 Tagen“. Die Follow-up-Untersuchung nach 15 Monaten zeigt jedoch, dass die kurzfristige Wirkung bezüglich des täglichen Zigarettenkonsums langsam nachließ. „Unplugged“ zeigt insgesamt eine bessere Wirkung bei Jungen als bei Mädchen, wirkt effektiver bei Alkohol- und Cannabiskonsum als bei Tabakkonsum und zeigt mehr positive Effekte bei regelmäßigem Konsum als bei gelegentlichem Konsum. Eine Mediatorenanalyse ergab, dass die erzielten Ergebnisse im Zusammenhang mit dem Cannabiskonsum in erster Linie auf die Korrektur der normativen Einstellung, der positiven Erwartungshaltung gegenüber der Substanz und der positiven Haltung gegenüber illegalen Drogen zurückzuführen ist. Weniger Wirkung hingegen zeigte die Stärkung der Fähigkeiten zur Kommunikation, der Entscheidungsfindung und der Ablehnung von Drogen.

Quellenangaben siehe Literaturangabe Faggiano, F. u.a.

Erfahrungsberichte, Verbreitung

Unplugged wird bundesweit in Deutschland angeboten und international umgesetzt mit Schulen in Italien, Griechenland, Schweden, Spanien, Belgien, Polen, Tschechien, Österreich, Rumänien, Kroatien und Litauen.

Kosten, Unterstützungs- und Finanzierungshinweise

Einen Teil der Kosten zur Umsetzung des Programms „Unplugged“ trägt die Schule (Eigenanteil). Den Rest trägt in der Regel ein fördernder Partner. Die Umsetzung des Programms kostet die Schule in diesem Fall einen Eigenanteil in Höhe von ca. 800,-€, abhängig von dem Supervisions- und Materialbedarf der Schule. Nähere Informationen zu Unterstützungsmöglichkeiten gibt der FINDER e.V., Maximilian von Heyden, info@finder-akademie.de, Tel. 030 4403 6946

Bezüge zum Orientierungsrahmen Schulqualität in Niedersachsen

Das Programm „Unplugged“ unterstützt grundsätzlich Ergebnisse und Wirkungen (QB 1) der Unterrichts- und Erziehungsarbeit und ist damit förderlich für die Erfüllung des Bildungsauftrages nach dem Niedersächsischen Schulgesetz. Es kann dazu beitragen, Schulqualität zu verbessern, insbesondere in den Qualitätsbereichen 3 bis 6.

QB 3: Leitung und Organisation
QM 3.3: Leitung und Organisation (Verwendung der Ressourcen)
QB 4: Ziele und Strategien der Schulentwicklung
QM 4.1: Schulprogramm (Leitbild)
QB 5: Bildungsangebote und Anforderungen
QM 5.2: Schuleigenes Curriculum (Unterrichtsergänzende Angebote)
QB 6: Kooperation und Beteiligung
QM 6.2: Kooperation nach außen (Ausbau der individuellen Förderung)
QM 6.3: Beteiligung (Schule als Lebensraum)

Erläuterungen:

  • Suchtprävention ist laut Rd.Erl. des MK. v. 07.12.12 eine verpflichtende Aufgabe der Schule. Bei Berücksichtigung im Leitbild kann es eine zu dokumentierende Maßnahme des Schulprogramms darstellen.
  • Es besteht die Möglichkeit, es als Bildungsangebot in das schuleigene Curriculum zu integrieren und das Themenfeld Suchtprävention als gesundheitsfördernde Entwicklungschance zu nutzen.
  • Externe Institutionen unterstützen den Ausbau der individuellen Förderung.
  • SchülerInnen haben durch das Angebot die verantwortliche Mitgestaltungsmöglichkeit des schulischen Lebensraums.
    schuleigene Curriculum zu integrieren und das Themenfeld Suchtprävention als gesundheitsfördernde Entwicklungschance zu nutzen.

Literatur / Quellen / Praxismaterialien

  • https://finder-akademie.de/unplugged/
  • https://finder-akademie.de/
  • Evaluation Faggiano, F., Richardson, C. Bohrn, K., Galanti, M. R. and EU-Dap Study Group (2007): „A cluster randomized controlled trial of school-based prevention of tobacco, alcohol and drug use: The EU-Dap design and study population“ Preventive Medicine 44:170-173,
  • Faggiano, F., Galanti, M. R., Bohrn K, et al.; for the EU-Dap Study Group (2008): „The effectiveness of a school-based substance abuse prevention program: EU-Dap Cluster Randomised Controlled Trial.“ Prev Med 47:537–43,
  • Faggiano, F., Vigna-Tagliantia, F., Burkhart, G., Bohrn, K. et al (2010): The effectiveness of a school-based substance abuse prevention program. 18-Month follow-up of the EU-Dap cluster randomized controlled trial. Drug Alcohol Depend. doi:10.1016/j.drugalcdep.2009.11.018.