Co-Benefits

„Co-Benefits bezeichnen Maßnahmen, die sowohl der individuellen Gesundheit (direkte Gesundheitseffekte) als auch der Begrenzung der Erderhitzung und der Eindämmung der Umweltkrisen (indirekte Gesundheitseffekte) dienen. Damit wirken sie sich gleich doppelt positiv auf unsere Gesundheit aus. Einige Beispiele für Co-Benefits stellen wir hier vor“ (Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit, 2025).

Die Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit unterscheidet dabei insgesamt acht Co-Benefits:

  1.  Ernährung nach der Planetary Health Diet: Dabei besteht der Großteil der Ernährung aus Gemüse, Obst, Hülsenfrüchten und Nüssen und ist somit überwiegend pflanzenbasiert.
  2.  Aktive Bewegung: Muskelbasierte Fortbewegung wird der motorisierten Fortbewegung vorgezogen.
  3.  Mehr mit dem ÖPNV fahren: Eine erhöhte Nachfrage für den ÖPNV kann langfristig das Angebot verbessern und somit einen wichtigen Schritt in der Verkehrswende bedeuten.
  4.  Wenn Auto fahren, dann langsamer: Ein Tempolimit könnte die Anzahl der verunfallten Verkehrstoten und Schwerstverletzten erheblich senken sowie eine erhebliche Reduktion von Treibhausgasemissionen bewirken.
  5.  Quality time statt Screentime: Beziehungen pflegen wirkt sich positiv auf die Gesundheit aus und lässt sich oft ressourcenschonend umsetzen; zu viel Bildschirmzeit hingegen kann negative Folgen für die Gesundheit mit sich bringen sowie Emissionen verursachen.
  6.  Gemeinsam für die notwendige Transformation einsetzen: Um die Klima- und Umweltkrise zu bewältigen, bedarf es einer grundlegenden Transformation hin zu einer klimaverträglichen, ressourceneffizienten Gesellschaft. Dabei geht es nicht nur um die Verringerung des eigenen Fußabdrucks, sondern auch um die Vergrößerung des Handabdrucks – Aktionen, die andere, das Arbeitsumfeld oder Netzwerke beeinflussen und so politische bzw. gesellschaftliche Strukturen auf lokaler, nationaler oder internationaler Ebene verändern.
  7.  Flow statt Konsumstress: „Flow“ beschreibt einen Zustand, in dem Menschen bei einer Aktivität aufgehen und die Zeit um sich herum vergessen. Typische Beispiele sind Sport, zwischenmenschliche Interaktion, Kunst und kontemplative Praktiken wie Yoga oder Meditation, die oft mit geringen Umweltkosten verbunden sind.
  8.  Naturverbundenheit: Naturverbundenheit beschreibt die persönliche Beziehung von Mensch zu Natur und wie Menschen Naturräume denken, fühlen und erleben. Sie kann Entkopplung und Entfremdung entgegenwirken und umwelt- sowie gesundheitsförderliches Verhalten stärken.

Sustainable Development Goals (SDGs)

Deutsch: „Ziele für nachhaltige Entwicklung“ oder „Nachhaltigkeitsziele“

„Im Jahr 2015 hat die Weltgemeinschaft die Agenda 2030 verabschiedet und damit 17 globale Nachhaltigkeitsziele, die Sustainable Development Goals (SDGs), für eine sozial, wirtschaftlich und ökologisch nachhaltige Entwicklung gesetzt. Die Agenda ist ein Fahrplan für die Zukunft, mit dem weltweit ein menschenwürdiges Leben ermöglicht und dabei gleichsam die natürlichen Lebensgrundlagen dauerhaft bewahrt werden“ (Die Bundesregierung, 2025). Die Nachhaltigkeitsziele richten sich weltweit an alle Regierungen, an die Zivil- und Privatgesellschaften sowie an die Wissenschaft.

In ihrer Nachhaltigkeitsstrategie formuliert die Bundesregierung, wie die 17 Ziele für Deutschland umgesetzt werden. Durch Monitoring und regelmäßige Berichterstattung können Maßnahmen fortlaufend angepasst werden.

Die 17 Nachhaltigkeitsziel lauten (weiterführende Informationen)

  1. Keine Armut
  2. Kein Hunger
  3. Gesundheit und Wohlergehen
  4. Hochwertige Bildung
  5. Geschlechtergleichheit
  6. Sauberer Wasser und Sanitäreinrichtungen
  7. Bezahlbare und saubere Energie
  8. Menschenwürdige Arbeit und Wirtschaftswachstum
  9. Industrie, Innovation und Infrastruktur
  10. Weniger Ungleichheiten
  11. Nachhaltige Städte und Gemeinden
  12. Nachhaltige/r Konsum und Produktion
  13. Maßnahmen zum Klimaschutz
  14. Leben unter Wasser
  15. Leben an Land
  16. Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen
  17. Partnerschaften zur Erreichung der Ziele

SDGs und deren Bedeutung für Gesundheitsförderung und Prävention in Bildungseinrichtungen sowie eine Auswahl an Good-Practice-Beispielen finden Sie hier.

Quellen:

Vulnerable Bevölkerungsgruppen

Als „vulnerable Bevölkerungsgruppen“ werden Personengruppenbezeichnet, die in besonderem Maße von gesundheitlichen Risiken betroffen sind oder die einen erschwerten Zugang zu Gesundheitsförderung und Prävention haben. Vulnerabel meint dabei, verletzlich und besonders schutzbedürftig zu sein. Gründe für Vulnerabilität sind u.a. soziale, ökonomische, gesundheitlich oder altersbedingte Lebensumstände, die ein erhöhtes Risiko für psychische oder körperliche Erkrankungen oder geringere Chancen auf Gesundheitsförderung und Prävention mit sichtragen (Gesundheitsförderung Schweiz, 2025; GKV-Bündnis für Gesundheit, 2018; GKV-Spitzenverband, 2024).

„Zu den besonders vulnerablen Bevölkerungsgruppen zählen Frauen, Kinder und Jugendliche, Menschen mit Behinderungen, Menschen auf der Flucht, LSBTIQ+ sowie ethnische und religiöse Minderheiten“ (BMZ, 2025).

Die Förderung von präventiven und gesundheitsförderlichen Maßnahmen für vulnerable Gruppen wird explizit durch das Präventionsgesetz gestärkt. Die gezielte Verringerung gesundheitlicher Ungleichheiten wird durch die Umsetzung von entsprechenden settingorientierten Maßnahmen betont. Dazu zählen u.a. Lebenswelten wie Kita, Schule, Betrieb, Pflegeeinrichtungen und Kommunen (Gesundheitsförderung Schweiz, 2025; GKV-Bündnis für Gesundheit, 2018; GKV-Spitzenverband, 2024).

Transition

„Unter Transition versteht man die Bewältigung von übergangsbedingten Veränderungen auf mehreren Ebenen. Es beinhaltet, dass sich der Einzelne/ die Einzelne (und sein/ihr soziales Umfeld) mit den Anforderungen des Übergangs auseinandersetzt und zu einer entsprechenden persönlichen Weiterentwicklung angeregt wird. Aus diesem Grund werden Transitionen als bedeutsame biographische Erfahrungen mit entscheidendem Einfluss auf die Identitätsentwicklung erlebt“ (Gesundheitliche Chancengleichheit, 2013 nach Griebel & Niesel 2001 & 2011).

„Transitionen sind Lebensereignisse, die die Bewältigung von Diskontinuitäten auf mehreren Ebenen erfordern, Prozesse beschleunigen, intensiviertes Lernen anregen und als bedeutsame biografische Erfahrungen von Wandel in der Identitätsentwicklung wahrgenommen werden“ (Griebel & Niesel, 2011).

„Jeder Mensch erfährt im Laufe seines Lebens eine Vielzahl von biographischen Übergängen, beispielsweise der Übergang in die Grundschule oder der Einstieg in den Beruf. Diese sind in der Regel mit einem Abschied von Vertrautem verbunden und erfordern ein sich Einlassen auf Neues – neue Personen, neue Einrichtung, neue Abläufe. Übergänge stellen längerfristige Prozesse dar und sind sowohl für den Einzelnen/ die Einzelne als auch für sein/ ihr (soziales) Umfeld mit Veränderungen verbunden. In Abhängigkeit der Bewältigung können sie sich positiv oder negativ auf die individuelle Entwicklung auswirken“ (Gesundheitliche Chancengleichheit, 2013).

Die Bewältigung von Übergängen einzelner Personen erfolgt dabei auf der (1) individuellen (Ebene des Einzelnen), der (2) interaktionellen (Ebene der Beziehungen) sowie auf der (3) kontextuellen Ebene (Ebene der Lebensumwelten). Somit wird deutlich, dass Transitionen Einzelner in Abhängigkeit mit dem jeweiligen sozialen, materiellen und kulturellen Lebenskontext erklärt wird (Gesundheitliche Chancengleichheit, 2013).

„Daher sind beispielsweise beim Übergang von der Kindertagesbetreuung in die Grundschule Fach- und Lehrkräfte diejenigen, die die Transitionen von Kindern und Eltern fachkundig begleiten und unterstützen. Transitionen in diesem Sinne sind ko-konstruktive Prozesse. Das bedeutet, die durch Übergänge angestoßenen Lern- und Entwicklungsprozesse werden in der Interaktion des Individuums mit der sozialen Umgebung gestaltet. Der Transitionsansatz von Griebel & Niesel zielt darauf ab, Übergänge mit positiven Impulsen für die Entwicklung zu stützen“ (Gesundheitliche Chancengleichheit, 2013).

Damit Transitionen gut gelingen, werden sog. Gelingensbedingungen nach Griebel & Niesel (2015) formuliert:

  • Ko-Konstruktion: Übergänge werden gemeinsam von Kindern, Eltern und Fachkräften gestaltet.
  • Partizipation: Kinder und Eltern werden aktiv in den Prozess einbezogen.
  • Kooperation: Institutionen (z. B. Kita und Schule) arbeiten eng zusammen, tauschen Informationen aus und stimmen sich ab.
  • Unterstützende Beziehungen: Kinder brauchen verlässliche Bezugspersonen und emotionale Sicherheit.
  • Kontinuität und Anschlussfähigkeit: Lern- und Entwicklungsprozesse werden aufgegriffen und weitergeführt, Brüche werden vermieden.
  • Stärkung der Bewältigungskompetenzen: Kinder und Familien werden dabei unterstützt, eigene Strategien im Umgang mit den neuen Anforderungen zu entwickeln.

Whole Institution Approach/ Whole School Approach

Der Whole Institution Approach (WIA) beschreibt einen integrativen Ansatz, um Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in allen Bereichen eines Lernorts zu verankern. Ein Lernort kann sein Potenzial voll ausschöpfen, wenn er Nachhaltigkeit in seiner gesamten Struktur berücksichtigt. Das bedeutet, dass BNE nicht nur als Thema in einzelnen Fächern oder Aktivitäten wie dem Sportunterricht behandelt wird, sondern auch die Lehrmethoden und -prozesse darauf ausgerichtet werden.

Wenn eine Schule oder ein Verein den WIA verfolgt, wird der gesamte Betrieb der Institution unter nachhaltigen Gesichtspunkten organisiert. Dazu gehört beispielsweise der bewusste Umgang mit Ressourcen und Energie durch Lernende, Lehrkräfte und Verwaltungspersonal, die Pflege eines Schulgartens oder die Nutzung von regionalen und fair produzierten Bioprodukten für die Verpflegung. Auch die kontinuierliche Weiterbildung von Lehrenden und Verwaltungskräften sowie die aktive Einbeziehung aller Mitglieder der Gemeinschaft in Entscheidungsprozesse sind wesentliche Elemente des WIA. Häufig arbeiten solche Lernorte auch mit externen Partnern zusammen, um ihren ganzheitlichen BNE-Ansatz weiter zu stärken.

Eine effektive Bildung für nachhaltige Entwicklung basiert auf einem ganzheitlichen und systemischen Ansatz, der Bildungseinrichtungen in alle Aspekte des Lebens integriert und sie zu Orten macht, an denen Nachhaltigkeit aktiv gelebt wird. Sie betrachtet die Schule nicht als festgelegte Institution, sondern als einen dynamischen Organismus, der in ständiger Wechselwirkung mit der Gesellschaft steht. So wird in der „Roadmap: BNE 2030“ die ganzheitliche Transformation von Lern- und Lehrumgebungen, entsprechend des WIA, als eines von fünf Handlungsfeldern priorisiert:

„Bei Bildung für nachhaltige Entwicklung geht es nicht nur darum, eine nachhaltige Entwicklung in die Lehre zu integrieren und z. B. Schulfächern oder Studiengängen neue
Inhalte hinzuzufügen. Schulen und Hochschulen sowie auch andere Bildungseinrichtungen sollen sich als Orte des Lernens und der Erfahrung für eine nachhaltige Entwicklung verstehen und daher alle ihre Prozesse an Prinzipien der Nachhaltigkeit ausrichten. Damit BNE wirksamer ist, muss die Bildungseinrichtung als Ganzes verändert werden. Ein solches ganzheitliches Konzept (WIA) zielt darauf ab, Nachhaltigkeit in alle Aspekte der Bildungseinrichtung (Curriculum, Betrieb, Organisationskultur, etc.) zu integrieren. Auf diese Weise fungiert die Institution selbst als Vorbild für die Lernenden.“
(UNESCO – United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization (2017): Education for Sustainable Development Goals. Learning Objectives.)

Die umfassende Integration von BNE in der Schule wird als Whole School Approach (WSA) bezeichnet. Dieser Ansatz umfasst nicht nur den Unterricht, sondern auch die Weiterbildung des Schulpersonals, die Gestaltung des Schulgeländes und die Förderung einer Schulkultur, in der Nachhaltigkeit als selbstverständlicher Bestandteil des Alltags etabliert ist.

Folgende Schul-Projekte sind an dieser Stelle als Good-Practice-Beispiel zu erwähnen:

  • „Das Modellprojekt Zukunftsschule ist ein innovativer Entwicklungsraum für Schulen in Niedersachsen. Seit dem Start im Jahr 2021 gestalten über 60 engagierte Schulen neue Wege des Lernens – mit dem Ziel, Bildung zukunftsfähig, demokratisch und nachhaltig weiterzuentwickeln.“ (https://modellprojekt-zukunftsschule-niedersachsen.de/)
  • Schule im Aufbruch steht für eine ganzheitliche und transformative Bildung im Sinne der Bildung für Nachhaltige Entwicklung. Im Zentrum steht dabei die dreifache Verantwortung: Verantwortung für sich selbst, Verantwortung für Mitmenschen und Verantwortung für unseren Planeten.“ Die Initiative umfasst neben einer Transformationsbegleitung eine Netzwerk-Mitgliedschaft, um Schulen zu befähigen und sich zu vernetzen. (https://schule-im-aufbruch.de/)
  • Die Handreichungen Nachhaltigkeit 360° des BNE-Portals zeigen Handlungsfelder mit Tipps zur Umsetzung für unterschiedliche Bildungseinrichtungen auf (u.a. frühkindliche Bildung, Schule und Hochschule). (https://www.bne-portal.de/bne/de/news/nachhaltigkeit-360-whole-institution-approach.html)#
  • Greenpeace bietet mit seinem Programm „Schools for Earth“ Impulse und Begleitung für Schulentwicklungsprozesse der BNE. (https://www.greenpeace.de/ueber-uns/umweltbildung/schools-earth
  • Die Initiative Global Goals Curriculum 2030 bietet zahlreiche Anregungen und Angebote zum Whole-School-Approach: „Für eine neue Lern- und Arbeitskultur in Schule, Organisationen und Zivilgesellschaft. Für eine nachhaltige Welt. Für alle Menschen. In allen Ländern.“ (https://www.ggc2030.org/)
  • Das Projekt „SchoolsGoGreen“ des Instituts für Didaktik der Demokratie (IDD) der Universität Hannover zielt darauf ab, eine Strategie für Grundschulen zu entwickeln, verschiedene Aspekte des Umwelt- und Klimaschutzes umzusetzen und zu fördern. (https://schoolsgogreen.eu/de/)

Quellen:

 

Game-Based Learning (GBL)

Game-Based Learning (GBL) umfasst immersive und aktive Lernerfahrungen in einer spielähnlichen Umgebung, die darauf abzielen, definierte Bildungsziele zu erreichen. Der Grundgedanke besteht darin, Spiele – oft als „Serious Games“ oder „Educational Games“ bezeichnet – zu entwickeln oder vorhandene Spiele zu nutzen, die Lernende in interaktive Szenarien versetzen und durch spieltypische Mechanismen das Verständnis sowie den Kompetenzerwerb fördern.

Als Good-Practice-Beispiel aus dem Themengebiet der Gesundheitskompetenz kann an dieser Stelle auf das Projekt „Nebolus“ (https://nebolus.net/) verwiesen werden: Nebolus ist ein Location-based Game, in dem junge Menschen mit Hilfe von spannenden und lehrreichen digitalen Schatzsuchen & Stadtrallyes lokale Akteure und deren Gesundheitsangebote in der Kommune kennenlernen und mit diesen in Kontakt treten können. Mit Hilfe von Nebolus können gesundheitsbezogene Angebote in einer bestimmten Umgebung sichtbar gemacht werden, wobei Jugendliche und junge Erwachsene in Teams auf einer interaktiven Rallye ihr Wissen, ihre Orientierungsfähigkeit und deren Gesundheitskompetenz stärken können.

Quellen:

Gamification

Gamification bezeichnet die Integration von spieleähnlichen Elementen in spielfremde Umgebungen, mit dem Ziel, Aufgaben zugänglicher zu machen, Motivation zu steigern und Verhaltensänderungen zu bewirken. Das Phänomen ist kein neues, hat aber durch die Digitalisierung eine starke Verbreitung erfahren. Gamification wird als neutrales Werkzeug verstanden, das sowohl für positive als auch negative Zwecke eingesetzt werden kann.

Zentrale Elemente sind spieltypische Bausteine wie Punkte, Abzeichen (Badges), Ranglisten, Fortschrittsbalken, Belohnungen, Beschreibungen von Zielen und Regeln sowie Wettbewerbe. Im Unterschied zu vollständigen Spielen erfordert Gamification nicht die Entwicklung eines kompletten Spiels; es geht darum, gezielt einzelne Spielelemente strategisch einzusetzen, um Lern- oder Handlungsprozesse zu unterstützen (Gamification statt Game-based Learning).

Anwendungsfelder liegen in Büro- und Arbeitskontexten, Schulen, Online-Communities, Bewerbungsprozessen, Fitness, Shopping, betrieblichen Anwendungen und Lernumgebungen. Die Idee dahinter ist, monotonen oder komplexen Aufgaben eine spielerische Struktur zu geben, um Motivation, Engagement und Lernzuwachs zu fördern. Darüber hinaus hängt der Erfolg stark von der Haltung der Anwenderinnen und Anwender gegenüber Spielen sowie von einer professionellen, stimmigen Umsetzung ab.

Historisch gesehen prägten zunächst Leistungsvergütung, Boni, Ranglisten und gruppenbasierte Wettkämpfe die Praxis, etwa in Fabriken, Handel oder Schulen. Mit der fortschreitenden Digitalisierung, der Verbreitung von Smartphones und Wearables (z. B. Smartwatches, Fitnessbänder, Datenbrillen) sowie der wachsenden Anerkennung von Computerspielen als Kulturgut hat sich das Konzept weiterentwickelt. Ebenso besteht eine Nähe zu älteren Phänomenen wie Game-based Learning, Edutainment und Serious Games.

Offene Fragen betreffen mögliche Gewöhnungseffekte: Es ist unklar, ob Gamification über längere Zeit die natürliche Motivation in traditionellen Bereichen reduziert oder ob sich neue Motivationsstrukturen nachhaltig verankern.

In Abgrenzung dazu: Game-Based Learning (GBL)

Quellen:

Medienkompetenz

„Medienkompetenz beschreibt (…) die Fähigkeit, angemessen mit Medien umgehen zu können. Das bedeutet, sie auswählen, nutzen und kritisch bewerten zu können sowie sie zu produzieren und sich mit anderen Menschen über Medien auszutauschen.

Medienkompetenz bezieht sich dabei auf alle Medien, dazu zählen Funkmedien (Radio, Fernsehen), Druck- und Pressemedien (Zeitung), Bild- und Tonträgermedien (Kino, CD), neue Medien (Internet) sowie Lehr- und Lernmedien.

Der Medienpädagoge Dieter Baacke gilt als der Erste, der 1973 Medienkompetenz beschrieben hat (…). In späteren Arbeiten stellt er das Bielefelder Medienkompetenz-Modell auf. Es besteht aus den vier Dimensionen Mediennutzung, Medienkunde, Mediengestaltung und Medienkritik.

Norbert Groeben entwickelt das Modell (…) zu einem aktuell gebräuchlichen Modell weiter. Ziel ist das gesellschaftlich handlungsfähige Subjekt, das einerseits mit Medien umgehen und sie sich andererseits auch zunutze machen kann. Groeben formuliert 2002 sieben nicht hierarchisch angeordnete Prozessdimensionen:

(1) Medienwissen und Medialitätsbewusstsein (z. B. zw. Fiktion und Realität unterscheiden können),
(2) medienspezif. Rezeptionsmuster (z. B. Einschalten eines Programms),
(3) medienbezogene Genussfähigkeit (z. B. Computerspiele genießen, ohne süchtig zu werden),
(4) medienbezogene Kritikfähigkeit (z. B. die politische Ausrichtung eines Autors erkennen können),
(5) Selektion/Kombination von Mediennutzung (z. B. Medien zielführend wählen),
(6) produktive Partizipationsmuster (z. B. eine eigene Homepage erstellen) sowie
(7) Anschlusskommunikation (z. B. mit Kollegen über Medieninhalte diskutieren)“

Quelle:

Digitale Gesundheitskompetenz

Digitale Gesundheitskompetenz basiert auf dem allgemeinen Konzept von Gesundheitskompetenz nach Sørensen et al. (2012) und umfasst neben dem Wissen, der Motivation und der Fähigkeiten auch die digitale und Medienkompetenz, gesundheitsrelevante Informationen in digitaler Form zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und anzuwenden. Digitale Gesundheitskompetenz kann Personen in die Lage versetzen, im Alltag in den Bereichen der Krankheitsbewältigung, Krankheitsprävention und Gesundheitsförderung Urteile fällen und Entscheidungen treffen zu können, die die Lebensqualität während des gesamten Lebensverlaufs erhalten oder verbessern.

Während „Digitalkompetenz“ als die Fähigkeit der angemessenen Nutzung von Medien- und Kommunikationstechnologien beschrieben wird, kann unter „digitaler Gesundheitskompetenz“ die Fähigkeit der angemessenen Nutzung von digitalen Informationstechnologien zur Erschließung und Verarbeitung gesundheitsbezogener Informationen verstanden werden (Dadaczynski et al., o. J.).

Digitale Gesundheitskompetenz kann zudem in das Stufenmodell nach Nutbeam (2000) integriert werden und folgenderweise definiert werden:

  • Stufe 1: Funktionale digitale Gesundheitskompetenz
  • Stufe 2: Interaktive digitale Gesundheitskompetenz
  • Stufe 3: Kritische digitale Gesundheitskompetenz

Die funktionale digitale Gesundheitskompetenz umfasst im Wesentlichen kognitive Fähigkeiten, die für das Verstehen und die Nutzung von Gesundheitsinformationen und -angeboten in digitaler Form notwendig sind. Zu diesen zählen Lesen, Rechnen, Schreiben in digitalen Kontexten und das Bedienen von digitalen und elektronischen Endgeräten. Die interaktive digitale Gesundheitskompetenz umfasst neben den funktionalen/kognitiven auch die sozialen Fähigkeiten, die notwendig sind, um sich aktiv mit Gesundheitsinformationen und -angeboten in digitaler Form auseinandersetzen zu können und sich über diese im sozialen und gesellschaftlichen Leben auszutauschen (z. B. im Internet, den sozialen Medien, etc.). Die kritische digitale Gesundheitskompetenz zielt auf das kritische Denken und umfasst die Fähigkeit Gesundheitsinformationen und -angebote in digitaler Form hinterfragen und differenzieren zu können. Gleichzeitig ermöglicht sie, die sozialen, kommerziellen und politischen Determinanten von Gesundheit zu beeinflussen (Dadaczynski et al., o. J.).

Differenzierter, in sieben Dimensionen, wird die digitale Gesundheitskompetenz von van der Vaart und Drossaert (2017) definiert:

  • Operative Fähigkeiten: verstanden als die Fähigkeit mit digitalen Endgeräten und digitale Medien umgehen zu können (z. B. einen PC, ein Tablet oder eine Suchmaschine zu bedienen).

Suchen und Finden von Gesundheitsinformationen: verstanden als die Fähigkeit, den gesundheitsbezogenen Informationsbedarf in eine geeignete Suchstrategie zu überführen (z. B.

  • eine Frage zu formulieren, Suchanfragen entsprechend des Informationsbedarfs zu stellen) und die ermittelten Informationen auch zu verstehen.
  • Bewertung der Qualität von Gesundheitsinformationen: verstanden als die Fähigkeit, die Verlässlichkeit und Vertrauenswürdigkeit der ermittelten gesundheitsbezogenen Informationen zu bewerten (z. B. kritische Einschätzung, ob die gefundenen Informationen kommerziellen Charakter haben)
  • Bestimmen der Alltagsrelevanz: verstanden als die Fähigkeit zu entscheiden, ob die gefundenen Informationen für die eigene Lebenslage und das eigene gesundheitsbezogene An-liegen nützlich sind.
  • Sicher im Internet navigieren: gemeint ist die Fähigkeit, sich im Internet und in digitalen Medien gut zu orientieren (z. B. den Überblick auf einer Website zu behalten).
  • Erstellen und Teilen von Gesundheitsinformationen: hierunter wird die Fähigkeit verstanden eigene gesundheitsbezogene Anliegen mittels digitaler Medien (z.B. E-Mail) verständlich und klar zu formulieren.
  • Umgang mit personenbezogenen Informationen und Datenschutz: verstanden als die Fähigkeit, Informationen über sich und andere Personen in digitalen Medien nicht zu teilen und zu entscheiden, wer Zugriff auf die persönlichen Daten und Informationen hat.

Mental Health

Die American Psychological Association (APA) bezeichnet „Mental Health“ als einen Zustand, der sich durch emotionales Wohlbefinden, eine gute Verhaltensanpassung, eine relative Freiheit von Ängsten und behindernden Symptomen sowie die Fähigkeit, konstruktive Beziehungen aufzubauen und mit den normalen Anforderungen und Belastungen des Lebens fertigzuwerden, auszeichnet.

Mentale/psychische Gesundheit ist essenziell für Lebensqualität, Leistungsfähigkeit und Teilhabe. Beeinträchtigungen reichen von leichten Beeinträchtigungen bis zu schweren Störungen und haben individuelle sowie gesellschaftliche Folgen; sie beeinflussen auch körperliche Gesundheit und Gesundheitsverhalten. Depressionen, Angststörungen, Suchterkrankungen und Demenzerkrankungen haben eine hohe Public-Health-Relevanz. Das Robert Koch-Institut sammelt regelmäßig Daten zur psychischen Gesundheit, Auffälligkeiten, Störungen sowie Risiko- und Schutzfaktoren.

Mentale/psychische Gesundheit bedeutet einen Zustand des seelischen Wohlbefindens, der es Menschen ermöglicht, Stress zu bewältigen, Fähigkeiten zu realisieren, gut zu lernen, produktiv zu arbeiten und der Gemeinschaft beizutragen. Sie ist integraler Bestandteil von Gesundheit und Wohlbefinden und Grundlage für individuelle und kollektive Entscheidungen, Beziehungen und gesellschaftliche Gestaltung. (Mentale) Gesundheit ist ein Grundrecht und wichtig für persönliche, gemeinschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung.

Determinanten der mentalen/psychischen Gesundheit (Auswahl):

  • multiple individuelle, soziale und strukturelle Determinanten, die Schutz- oder Belastungsfaktor bringen
  • Individuelle psychologische/biologische Faktoren (z. B. emotionale Fähigkeiten, Substanzkonsum, Genetik) erhöhen Anfälligkeit.
  • Belastende soziale, wirtschaftliche, geopolitische und Umweltumstände (Armut, Gewalt, Ungleichheit, Umweltmangel) erhöhen das Risiko.
  • Risiken können in allen Lebensphasen auftreten, besonders in sensiblen Entwicklungsphasen (frühe Kindheit) z. B. strenge Erziehung oder Mobbing als Risikofaktoren.
  • Schutzfaktoren stärken Resilienz und umfassen soziale/emotionale Fähigkeiten, positive Interaktionen, gute Bildung, gute Arbeit, sichere Nachbarschaften und Gemeinschaftszusammenhalt.
  • Risiken und Schutzfaktoren wirken auf verschiedenen Ebenen lokal bis global (z. B. Wirtschaftskrisen, Krisen durch Krankheiten, Menschenrechts- bzw. Umweltkrisen, Klimawandel).
  • Jedes Risiko bzw. Schutzfaktor hat eine individuelle und begrenzte Prädiktionsstärke: nicht jede exponierte Person entwickelt eine Störung.

Quellen: