Archiv der Kategorie: K

Kohärenzgefühl/ Sense of Coherence

Das Kohärenzgefühl stellt eines der vier Kernkomponenten des Modells der Salutogenese nach Antonovsky dar.

Das Kohärenzgefühl basiert auf Widerstandsressourcen und resultiert aus der vielfach wiederholten Erfahrung, Stress bewältigen und Anforderungen erfüllen zu können. Antonovsky meint damit die tiefe Überzeugung und Zuversicht von Menschen, dass ihr Leben im Prinzip verstehbar, sinnvoll/lohnend und zu bewältigen/handhabbar ist.

Diese Lebensorientierung besteht aus drei Komponenten, die eng miteinander zusammenhängen:

  1. Gefühl der Verstehbarkeit („sense of compehensibility“) bezeichnet die Fähigkeit, dass (unbekannte) Reize als geordnete und strukturierte Informationen verarbeitet werden können und nicht chaotisch oder willkürlich erscheinen. Es handelt sich um ein kognitives Verarbeitungsmuster.
  2. Gefühl der Bewältigbarkeit/Handhabbarkeit („sense of manageability“) bezeichnet die Zuversicht, dass die Anforderungen und Belastungen im Leben durch eigene Ressourcen zu bewältigen sind. Es handelt sich um ein kognitiv-emotionales Verarbeitungsmuster.
  3. Gefühl der Sinnhaftigkeit/Bedeutsamkeit („sense of meaningfulness“) beschreibt das Grundgefühl, dass das eigene Leben sinnvoll ist und die auf einen zukommenden Anforderungen es wert sind, dafür Energie zu investieren. Es handelt sich um eine motivationale Komponente.

Menschen mit einem hohen Kohärenzgefühl sind besser in der Lage, ihre Stressoren zu bewältigen und die dazu notwendigen Ressourcen auszuwählen. Sie bewegen sich auf dem Gesundheits-Krankheits-Kontinuum in eine positive/gesunde Richtung. Menschen mit einem niedrigen Kohärenzgefühl haben dagegen Schwierigkeiten, die Belastungen in ihrem Leben zu bewältigen und bewegen sich daher tendenziell in eine negative/kranke Richtung (vgl. Faltermaier, 2020; Klemperer, 2020).

Kollegiale Beratung/ Intervision

„Kollegiale Beratung, auch Intervision genannt, ist eine zielgerichtete und lösungsorientierte Methode zur Bearbeitung von Anliegen und Fragen aus dem professionellen Kontext. Die Sitzungen verlaufen strukturiert und moderiert. Dabei bringen sich die Mitglieder aktiv mit eigenen Fallbeispielen ein und stellen gegenseitig ihre Erfahrungen, Perspektiven und Kenntnisse zur Verfügung“ (Engfer, 2016).

Folgenden möglichen Nutzen einer kollegialen Beratung/ Intervision:

  • Steigerung der beruflichen Kompetenz,
  • Erweitern von Handlungsalternativen und Hinterfragen des bisherigen Handelns,
  • Qualitätssicherung der eigenen Arbeit,
  • Differenziertes Bewusstsein der eigenen Rolle,
  • Perspektivwechsel/Erkennen von Mustern,
  • Entlastung von beruflichem Druck durch Peer-Austausch / Psychohygiene,
  • Steigerung der eigenen Beratungskompetenz,
  • Kritische Auseinandersetzung mit der persönlichen „Rahmentheorie“ des beruflichen Handelns (ebd.)

Merkmale von kollegialen Beratungen:

  • Selbststeuerung der Gruppe ohne externe Fachperson,
  • vereinbarte Vorgehensweise und Transparenz der Methodik,
  • klare Arbeits- und Rollenverteilung der Beteiligten in den Sitzungen,
  • Fokussierung auf berufliche und arbeitsbezogene Themen (ebd.).

Die Gruppe steuert sich selbst und moderiert die Sitzungen im Turnus. Methodisch stehen verschiedene Modelle zur Verfügung. Allen gemeinsam ist folgende, vereinfachte Grundstruktur: Fallschilderung, kollegiale Beratung mit Entwicklung von Lösungsansätzen, nächste Schritte, Abschluss (ebd.).

Konzept

Ein Konzept stellt ein verbindliches Planungsdokument für eine Intervention (z. B. für ein Projekt oder Programm) dar. Es enthält im Wesentlichen die Begründung für eine Intervention, beschreibt die Ziele und die Vorgehensweise, es hält fest, wie die Intervention organisiert und evaluiert werden soll und welche Ressourcen dafür notwendig sind (vgl. Kolip et al., 2019). In Abgrenzung zu einer Projekt- oder Programmskizze, welche weniger umfassend, detailliert und verbindlich ist als ein Konzept (vgl. quint-essenz, 2022).

Kosten-Nutzen-Analyse/ Kosten-Wirksamkeits-Analyse

Eine Kosten-Nutzen-Analyse „ist ein Verfahren der (gesundheits-)ökonomischen Evaluation von Gesundheitsleistungen, bei dem sowohl die Kosten als auch die gesundheitlichen Ergebnisse einer Leistung monetär bewertet werden. Damit können einzelne Leistungen nicht nur relativ – d. h. im Vergleich mit anderen Leistungen -, sondern auch absolut bewertet werden, indem ihre Kosten dem monetär bewerteten Nutzen gegenübergestellt werden. […] Methodisch etwas weniger anspruchsvoll als die Kosten-Nutzen-Analyse – damit aber auch weniger aussagekräftig – ist die Kosten-Wirksamkeits-Analyse, bei der die Kosten von Leistungen im Hinblick auf eine eindimensionale Wirkungsgröße (zum Beispiel gewonnene Lebensjahre) ermittelt werden. […] Kosten-Nutzen-Analysen gewinnen angesichts begrenzter Ressourcen im Gesundheitswesen zunehmend an Bedeutung. In der gesetzlichen Krankenversicherung kann der Gemeinsame Bundesausschuss das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen mit der Durchführung von Kosten-Nutzen-Bewertungen von Arzneimitteln beauftragen und auf dieser Grundlage Leistungseinschränkungen beziehungsweise -ausschlüsse (Leistungsausschluss) beschließen“ (AOK, 2023b).

Krankheit

„Krankheit ist sowohl „ein Begriff der Lebenswelt als auch ein theoretischer Begriff der medizinischen Wissenschaft“ (Hucklenbroich 2018, S. 23). Dabei ist Krankheit ein Begriff mit oszillierender Deutungsvielfalt. Auf der einen Seite erscheint er im engeren medizinischen Sinn klar als benennbare Behandlungs- und/oder Pflegebedürftigkeit definiert. […] Auf der anderen Seite gibt es ein Ringen um die Frage, ob der eine oder andere unerwünschte, schmerzhafte, außerhalb einer (jeweils zu definierenden) Norm liegende Zustand als krank bzw. Krankheit definiert werden kann. So existieren verschiedenste Krankheitsmodelle (vgl. Franke, 2012). Eine Abgrenzung wird etwa vorgenommen zwischen Krankheiten, die nach dem jeweiligen Stand der medizinischen Wissenschaft erkannt und benannt werden können, Befindlichkeitsstörungen ohne nach derzeitigem Wissensstand objektivierbare medizinische Ursache sowie sozial als krank anerkannte oder nicht anerkannte Zustände. Weit verbreitet ist eine Unterscheidung in körperlich-organische, psychosomatische und psychische Krankheiten. Krankheit ist überdies ein praktisch-normativer Begriff (vgl. Engelhardt, 1975). Er ist nicht einheitlich […], vielmehr soziokulturell bedingt und wurde in verschiedenen historischen Phasen unterschiedlich definiert (vgl. Fangerau & Martin, 2011). In den Gesellschaften der Moderne ist Krankheit das „geistige Wesen“ oder die nützliche Vorstellung (Koch, 1924), das bzw. die ärztliches Handeln auslöst und damit „Urgrund der sozialen Institution Medizin“ ist (Labisch, 1999). Dabei impliziert der Begriff Krankheit, dass ein so beschriebener Zustand unangenehm, unerwünscht oder widrig ist und geändert werden soll (vgl. Wiesing, 1998)“ (Fangerau & Franzkowiak, 2022).

Krankheitsmodelle:

„Die Gesundheitswissenschaften differenzieren drei „Kausalpfade“ zur Erklärung von Krankheitsentstehung:

  • naturwissenschaftlich-somatisch,
  • sozio-psycho-somatisch,
  • “ (Fangerau & Franzkowiak, 2022).

„Die gegenwärtig einflussreichsten Krankheitsmodelle entstammen dem ersten Bereich und sind naturalistisch-medizinischen Ursprungs. Sie leiten ärztliches Handeln aus der Kenntnis organisch-funktioneller und pathophysiologischer Begründungszusammenhänge ab, die auf physikalisch und chemisch zu beschreibende Prozesse zurückgeführt werden. Im biomedizinischen Verständnis von Krankheit wird unterstellt, dass eine Krankheit bzw. körperliche Defekte und Fehlfunktionen von eindeutigen Ursachen ausgelöst werden, dass sie ein eindeutiges Erscheinungsbild mit klaren Folgen haben und daher auch in der Behandlung ursächlich angegangen werden können“ (ebd.).

„Im so genannten iatrotechnischen Modell tritt die Idee hinzu, dass ärztlicherseits in pathologische Prozesse wiederum technisch durch chemische und physikalische Beherrschung der Fehlfunktionen eingegriffen werden kann und muss, um eine Genesung oder Gesundung herbeizuführen (vgl. Hucklenbroich 2018; Rothschuh, 1978). Das Modell ist so einflussreich, dass es auch die beiden anderen Kausalpfade überlagert. In konsequenter Anwendung werden mit diesem Modell auch sozio-psycho-somatische und verhaltensbedingte Ursachen von Krankheit erklärt“ (ebd.).

„Neben der biomedizinischen Perspektive, teilweise mit ihr konkurrierend, existieren in jeder Gesellschaft andere Krankheitslehren: z. B. supranaturalistische, religiöse, dämonistische, astrologische, anthropologische, soziologische, alltagskulturelle und kulturwissenschaftliche sowie psychosomatische Modellbildungen. Die subjektiven Gesundheits- und Krankheitskonzepte (Subjektive Gesundheit: Alltagskonzepte von Gesundheit) schöpfen aus all diesen Quellen, sind dabei aber abhängig von Lebensalter, Geschlecht, Lebenslage, Milieuzugehörigkeit und ethisch-religiösen Orientierungen (vgl. Badura & Knesebeck, 2012)“ (Fangerau & Franzkowiak, 2022).

„Die monokausalen medizinischen Krankheitsmodelle der Vergangenheit sind mittlerweile von multifaktoriellen, integrativen Krankheitsmodellen abgelöst worden (Risikofaktoren, Stress und Stressbewältigung, psychosomatische Perspektive) […] (Fangerau & Franzkowiak, 2022).

Siehe auch ‚Gesundheit‘.